Als ich die Diagnose „Downsyndrom“ bekommen habe, dachte ich, ich könne womöglich nie mehr arbeiten gehen, würde mein Leben von nun an nur noch diesem Kind widmen. Nun ist Ronja seit drei Jahren auf der Welt. Und in diesen drei Jahren habe ich mehr gelebt als in den 33 Jahre davor, so scheint es mir. Ich bin persönlich gewachsen und auch spirituell, habe ein Kind geboren, gestillt und erzogen und arbeite jetzt für den zweiten Arbeitgeber in einer spannenden und fordernden Position. Ich habe gebloggt, bin weiterhin gejoggt, habe Menschen beraten und einigen sogar wirklich helfen können. Ich war erschöpft wie nie zuvor in meinem Leben und habe Kräfte und auch Glück entdeckt wie nie zuvor. Und ich habe ein Buch geschrieben, welches ihr ab morgen überall dort kaufen könnt, wo es Bücher gibt.
Nichts davon habe ich wirklich geplant oder forciert. Eigentlich war es sogar so, dass die meisten Dinge, die ich in den letzten Jahren realisiert habe, genau dann zu mir kamen, als ich das Planen versucht habe endgültig aufzugeben.
Der Job hat sich mehr oder weniger ergeben, genau wie unser Lebensmodell. Und auch das Buch habe ich geschrieben, weil meine Lektorin meinen Blog gefunden hat und mich fragte, ob ich nicht Lust hätte ein Buch zu verfassen.
Das bedeutet nicht, dass es keine Arbeit war, oder dass mir die Dinge irgendwie zugefallen sind. Gerade wenn es um im weitesten Sinne künstlerische oder kreative Dinge geht, denken Menschen oft, es sei hauptsächlich eine Frage der Inspiration etwas zu schreiben, zu malen oder etwa zu komponieren. Ich halte das für ein Missverständnis. Für mich ist die Inspiration der allergeringste Teil des Prozesses. 95 % sind einfach Arbeit. Inspiration ist die Idee oder der Gedanke, der mir beim Joggen kommt. Sie ist schön und natürlich unerlässlich, aber dann geht es darum, das, was ich mehr oder weniger diffus im Kopf habe, zu Papier zu bringen. Hätte ich hierzu auf Inspiration gewartet, dann gäbe es bis heute keinen einzigen geschriebenen Satz.
Mein Schreibprozess sah so aus, dass ich mir Slots geplant habe, in denen ich schreibe. Abends, am Wochenende, im Urlaub. Und dann habe ich mich hingesetzt und begonnen zu schreiben.
Ich würde lügen, würde ich das als etwas beschreiben, was sich irgendwie aus mir heraus natürlich und notwendig ergeben hat. Das Buch liegt mir sehr am Herzen, ich bin stolz und froh es in den Händen zu halten, ich finde es lesenswert und gut gelungen und ich wünsche mir, dass es möglichst viele Menschen erreicht. Dabei könnt ihr mir übrigens sehr helfen, indem ihr mir eine Rezension schreibt; zum Beispiel hier oder natürlich hier bei Amazon. Aber der Weg zum fertigen Produkt geschieht über Disziplin und Arbeit. Und über meinen wundervollen Mann und Papa von Ronja, der mich unterstützt und mir in vielem den Rücken freigehalten hat.
Gestern ist mir eingefallen, dass es gar keine Danksagung gibt in meinem Buch.
Gemeint ist diese letzte Seite, auf denen die Autorin all die Personen nennt, die sie im Schaffensprozess unterstützt haben. Das braucht es bei mir eigentlich auch nicht, da die meisten für mich wichtigen Personen solche waren, die Ronja und mich auf unserem bisherigen Weg unterstützt haben: Unsere Therapeuten und Ärztinnen, Hebammen und sonstigen Bezugspersonen. Sie kommen nicht namentlich, aber dennoch fast alle bereits im Buch vor, so dass es keine extra Erwähnung braucht. Wen ich dabei aber tatsächlich vergessen habe ist Matthias.
Matthias hat gekocht, mir Wein zum Schreiben gekauft (ja, ein Funke Inspiration stellt sich tatsächlich nach dem ersten Glas ein – nach dem zweiten Glas glaubt man allerdings nur noch, dass es so sei) und war von Anfang an ein so wundervoller Vater, dass ich ihm Ronja immer und ohne die geringsten Bedenken anvertrauen konnte, um an meinem Buchprojekt zu arbeiten. Ohne ihn sähe meine Bilanz sehr anders aus und dieses Buch würde es höchstwahrscheinlich nicht geben.
Bevor es schnulzig wird mache ich Schluss: Danke dafür, Matthias.