Eine Weile habe ich nun schon nichts mehr von mir hören lassen. Das liegt daran, dass es nicht viel zu sagen gibt momentan.
Wir warten auf Ronja.
Ich schreibe nicht mehr aus therapeutischen Gründen, denn Ronja und ihre Behinderung gehört inzwischen schon so zu uns, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, wie es anders sein könnte.
Ronja begleitet mich den ganzen Tag hindurch mit ihren Bewegungen und ist so bei allem, was ich tue dabei. Wenn ich an die Zeit nach der Geburt denke, dann stelle ich mir genau Ronja vor, so wie sie ist. Mit 47 Chromosomen und sogar auch mit ihrem offenen Herzen. Ohne dies wäre sie nicht Ronja. Es ist aber gerade sie, genau dieses Kind, auf das wir uns freuen und es ist gerade sie, die nun schon so lange bei uns ist. Es ist für uns wirklich gut, dass wir schon so früh von Ronjas Besonderheiten erfahren haben. Wir hatten Zeit, uns und unser Umfeld auf sie einzustellen. Bei ihrer Geburt wird sie mit uneingeschränkter Freude empfangen werden.
Ich schreibe momentan auch nicht mehr aus dem Bedürfnis heraus, irgendeine Art von Botschaft zu verbreiten.
Meine Welt ist ganz klein geworden: Es gibt nur Ronja, Matthias und mich. Alles andere außen herum ist weitgehend unwichtig geworden. Ich möchte mich nicht mehr viel austauschen, nicht mehr viel nachdenken, nicht mehr viel lesen, denn die Gefühle und Erlebnisse, die ich in diesen letzten Tagen und Wochen der Schwangerschaft mit Ronja habe, sollen durch keine fremden Einflüsse beeinflusst werden. Sie sind einzigartig und mir heilig. Ich zelebriere den Mutterschutz mit ganzem Herzen und konzentriere mich nur auf das, was Ronja, Matthias und mir gut tut. Wir freuen uns sehr auf den Moment, da wir uns gegenseitig kennen lernen dürfen. Mir ist aber auch sehr bewusst: Dies ist die letzte Zeit, die ich mit Matthias nur zu zweit genießen kann, und das genießen wir. Gleichzeitig sind es auch die letzten Tage, die ich noch mit Ronja in mir habe und es die Zeit, in der sie und ich nochmal so viel Kraft wie möglich sammeln, für alles, was kommt. Auch das erlebe ich sehr bewusst.
Schwangerschaftswoche 36 plus 3 Tage bin ich jetzt und Ronja gedeiht weiterhin gut.
Das bestätigen die Ärzte, das sagen mir aber auch ihre Bewegungen (für die sie zunehmend weniger Platz hat) und mein wachsender Bauch. Babys, die ab Woche 37 geboren werden, gelten als termingerecht. Matthias und ich sind sicher, dass Ronja mindestens so lange wartet, wenn sie nicht gar die vollen 40 Wochen ausschöpft. Ich bin glücklich und stolz, wie gut sie das bisher macht. Mit jedem Tag der vergeht, wird mir momentan leichter ums Herz, denn mit jedem Tag wird Ronja kräftiger.
Es ist mir irgendwie auch eine große Genugtuung zu sehen, dass bei uns anscheinend alles prima läuft. Klar, niemand der gewarnt hat, dass es am Ende der Schwangerschaft Probleme (oder eben eine Frühgeburt) geben könne, hat dies in böser Absicht getan. Es hat mich aber verunsichert. Mein jetziges Gefühl ist deswegen: „Hah, wir zeigen es euch allen! Wartet nur ab, nachher kommt Ronja genau in Woche 40 mit über 3 kg zur Welt und überrascht euch alle!“. Ronja kann mehr als ihr denkt!
Die Schwangerschaftsbeschwerden die ich habe, sind mittlerweile manchmal durchaus, nun ja, beschwerlich.
Da mir aber der gesamte, herrlich normale Verlauf meiner Schwangerschaft doch nicht ganz so selbstverständlich erschienen ist, kann ich das Hochschwanger-Sein, gerade mit all seinen Beschwernissen, sehr genießen. Es ist eben eine besondere Zeit. Vor ein paar Wochen hatte ich noch Sorge, dass ich es vielleicht gar nicht erlebe, wie es ist, anzuschwellen, schlecht zu schlafen, schlecht laufen zu können oder zu spüren, wie sich das Baby ins Becken senkt, weil man Ronja aufgrund schlechter Versorgung womöglich früher holen muss. Dass dies nicht nötig geworden ist und dass ich nun alle möglichen Wehwechen voll auskosten kann, empfinde ich letztlich als großes Glück und als Geschenk.
Ich hoffe, dass es weiterhin so glatt geht und dass Ronja auch die Geburt so gut meistert.
Tatsächlich macht mich die Vorstellung einer natürlichen Geburt kaum nervös. Ich habe nur Angst vor einem Kaiserschnitt. Die Vorstellung, dass man mir die Bauchdecke aufschneidet, finde ich verstörend. Ich hoffe Ronja gibt sich entsprechend Mühe, so dass und beiden das erspart bleibt.
Viel mehr habe ich nicht zu sagen momentan. Wir warten und freuen uns auf Ronja. Und wir sind sehr dankbar für alle, die in Gedanken bei uns sind und sich mit uns freuen.