„Man kann ja heutzutage problemlos auch mit Ende 30 noch Kinder kriegen“. „Die meisten sind ja heute mit 50 noch so fit wie früher mit 30“. „Ältere Mütter sind doch mittlerweile etwas ganz normales“.

Ist das wirklich so oder ist es nur die halbe Wahrheit? Zahlen wir für unsere Freiheit, erst alles erleben zu wollen und dann Kinder zu bekommen einen hohen Preis, über den nur keiner sprechen mag? Mit 35 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Down Syndrom zu bekommen bei 1:350, mit 40 bereits bei 1:100.

Bei all den Müttern, die heute noch spät noch Kinder bekommen, müssten Kinder mit Down Syndrom ihren ganz selbstverständlichen Platz in Kitas, Kindergärten und Schulen haben. Man müste sie auf der Straße sehen, in Elterngruppen, auf Spielplätzen. Wo sind aber all diese Kinder?

Man sieht sie nicht, weil die meisten dieser Kinder gar nicht erst zur Welt kommen. Auch ich habe den Eindruck gewonnen, die Wahrscheinlichkeiten, von denen man so liest, seien eine abstrakte Größe, die irgendwie nichts mit dem eigenen Leben zu tun hat. Schließlich kennt man im eigenen Umfeld so viele Beispiele von späten Müttern mit völlig gesunden Kindern.

Ca. 95% Prozent aller Kinder mit Down Syndrom werden abgetrieben. Das Bewusstsein dieser Tatsache gibt dem „ist doch heute alles kein Problem mehr“ einen sehr bitteren Beigeschmack.

Ich bin mir bewusst, dass es hier um sehr heikle, intime Fragen geht und ich sehe mich auch gar nicht in der Lage, über die Entscheidungen einzelner zu urteilen. Zu unterschiedlich sind die Lebensumstände und zu viel Einfluss hat das, was das gesellschaftliche Umfeld vermittelt. Auch weiß ich, dass viele Frauen die sich zu einer Abtreibung, insbesondere zu einer Spätabtreibung, entscheiden, oft ihr Leben lang darunter leiden.

Aber ich kann nicht anders als mich zu fragen, was von dieser Freiheit zu halten ist, wenn wir sie in so vielen Fällen mit dem Leben unserer ungeborenen Kinder bezahlen.

 

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