Ich meine damit nicht die Ankunft von Ronja, sondern ich beziehe dies auf das Leben allgemein.

In den letzten Monaten und Jahren ist viel passiert bei uns.

Viel, was den „normalen“ Lebens- und Arbeitsrhythmus unterbrochen hat. Viel, was bei uns anders gelaufen ist als bei anderen Menschen. Einiges, was für einige sicherlich das Eintreten ihrer größten Ängste bedeutet hätte.
Auch ich hatte viele Ängste, Sorgen und viel Kummer in den letzten Monaten. Wenn ich jetzt zurückschaue, erkenne ich aber auch die großen Gefühle, die ich erlebt habe. Ich erkenne, dass genau das, was 2016, 2017 und 2018 auf uns eingestürmt ist, einfach das Leben war.

Grat zum Saentis
Gratwanderung
Matthias und ich, wir sind gerne und viel draußen.

Mit zu meinen schönsten Erfahrungen gehören (für unsere Verhältnisse) abenteuerliche Bergtouren, die wir gemeinsam erlebt und bewältigt haben. Was sind die schönsten Touren, die prägendsten Momente, an die wir uns erinnern? Es sind nicht die Ausflüge, die genau nach Plan und ohne Aufregung verliefen, sondern es sind die ungeplanten Vorkommnisse, die im Gedächtnis bleiben. Es sind Momente völliger Erschöpfung und schmerzender Muskeln, Minuten äußerster Anspannnung und Konzentration um nicht zu stürzen und Augenblicke von Orienterungslosigkeit, wenn wir unseren Weg verloren haben. All dies macht unsere Touren unvergesslich. Gerade an der Anstrengung, die sie uns gekostet haben, messen wir den Wert unserer Touren und den Wert des Gipfelerlebnisses als ihrer Krönung.

Ganz genau so verhält es sich mit dem Leben.

Klar, man kann Anstrengungen, „Aufstiege“ und Irrwege vermeiden und einfach „unten bleiben“ oder die Seilbahn zum Gipfel nehmen. Man bleibt dadurch verschont von Risiken, Verletzungen, Muskelkater, Ängsten. Man wird aber auf diesem Wege niemals erfahren wie es ist, den Gipfel aus eigener Kraft zu erreichen. Man wird niemals die prägenden, bleibenden Erinnerungen an die Mühen des Aufstiegs besitzen.

Bild: gefährlicher Aufstieg
gefährlicher Aufstieg
Ich habe viel Anstrengung erlebt in der letzten Zeit, aber auch viel tiefes Glück.

Ich habe Gefühle in einer Tiefe erlebt, wie ich sie vorher lange nicht mehr hatte. Ich habe Erkenntnisse und Einsichten gewonnen, die mir bei einem Leben in ruhigen Bahnen in dieser Klarheit wohl verwehrt geblieben wären. Ich glaube, selbst wenn ich die Wahl hätte, würde ich auf nichts, was in der letzten Zeit geschehen ist, verzichten wollen.

Man muss sich auf den Aufstieg und die Wanderung einlassen, denn nur dann gibt man dem Unvorhersehbaren eine Chance.

Und nur an dem, womit wir überhaupt nicht rechnen, an dem, was uns Angst macht und uns anstrengt, können wir uns entwickeln. Auch wenn wir es nicht zum Gipfel schaffen, auch wenn wir erkennen, dass es besser ist, umzukehren, wird uns dieses Erlebnis prägen und uns wachsen lassen.

Bild: Weg hinauf
Dem Weg folgen
Oft hört man, der Glaube, „dass alles einen Sinn hat“ sei ganz wichtig, um das Schicksal anzunehmen.

Ich selbst sehe das tatsächlich auch so, aber es gehört doch eine gewisse Portion Glauben dazu, um in scheinbaren Schicksalsschlägen einen Sinn erkennen zu können. Dies hilft also nicht jedem. Viel befreiender und glaubens-unabhängiger erscheint mir da eine andere Erkenntnis. Ich habe sie gemeinsam formuliert mit einer Freundin, die ebenfalls einiges erlebt hat im letzten Jahr .

„Niemand hat je versprochen, dass es leicht sein wird im Leben“, haben wir uns gesagt.

Denn das Leben ist dazu da, gelebt zu werden. Wäre es leicht, würden wir es nicht richtig leben. Und das wäre doch Verschwendung.