Ich habe es nicht berichtet um es nicht vorschnell zu verschreien, aber: Ronja ist schon seit ein paar Tagen ohne Sauerstoff.
Ein totales Auf-und-Ab liegt hinter uns: Einen Tag war sie stabil, den nächsten dann wieder doch nicht. Dann wieder mehrere Stunden gut, dann braucht sie wieder einen Sauerstoffschlauch. Die Geräte und Kurven sind eine Beruhigung für mich, solange sie Gutes anzeigen. Es wird zuhause schwer werden, sich von dieser Rückversicherung zu lösen und sich nur auf Ronja selbst zu verlassen. Die Kurven sind aber auch unendlich nervenzerfetzend und zermürbend, wenn die Werte darauf nicht passen oder schwanken. Es gab viele Momente, wo ich all die Überwachung kaum noch ertragen konnte.
So wie Ronjas Werte war auch meine Stimmung die letzten Tage: mal kurz stabil, dann Aussetzer nach unten und hin und wieder ein Abrutschen in Tiefen, aus denen ich glaubte, aus eigener Kraft nicht mehr hoch zu kommen.
Der Krankenhausalltag schlaucht furchtbar. Wenn zu dem Schlafmangel durch mein Kind noch die geringste zusätzliche Belastung kam, konnte ich das kaum bewältigen. Der Tiefpunkt war eine komplett durchwachte Nacht, nachdem ein weiteres Baby zu uns ins Zimmer gelegt wurde. Die Eltern saßen bis 3 Uhr morgens an seinem Bett, das bedeutet, auch direkt neben meinem! Es gibt hier eben für Eltern ein uneingeschränktes, jederzeitiges Besuchsrecht – mit allen Konsequenzen…Der Tag danach war mein völliger Tiefpunkt. Prompt begann die eine Brust sich zu röten: Beginnender Milchstau, hat die Hebamme gesagt. Unbedingt Stress vermeiden. Guter Rat. Da hilft nur Galgenhumor.
Mittlerweile geht es aber aufwärts, und zwar fast parallel mit uns beiden:
Der Milchstau ist durch häufiges Anlegen von Ronja abgeklungen. Ich wecke sie momentan tagsüber alle 3 Stunden zum stillen, da sie dann tatsächlich auch immer hungrig ist. Sie schläft sonst sehr tief und wird erst nach 5 Stunden wach. Das ist zu lang für mich, wie die Reaktion der Brust zeigt. Ronja selbst scheint auch davon zu profitieren: Sie hat schon 30 Gramm zugenommen!
Auch Ronjas Sauerstoffwerte stabilisieren sich parallel zu meiner Stimmung. Heute sind wir sehr stabil auf ziemlich hohem Niveau!
Morgen dürfen wir dann endlich, endlich nach Hause.
Es kommt mir vor, als seien wir Ewigkeiten weg gewesen. 14 Tage leben wie auf einem Bahnhof (das hast du sehr treffend formuliert, liebe U) ohne Fernsehen, Nachrichten und ohne viel Außenwelt. Nur ich und das Baby und der Alltag auf der Station…
Wenn morgen alles so klappt wie gedacht, dann kommt Ronja übrigens genau einen Tag vor ihrem errechneten Geburtstermin nach Hause. Zufall, oder nötige Reifungsprozesse, die eben vorher noch nicht abgeschlossen waren?