Ich bin so furchtbar stolz auf Ronja. Von 590 g hat sie innerhalb von 2 Wochen auf 800 Gramm zugelegt. Mein Baby kann sein Körpergewicht innerhalb von 14 Tagen um ein Drittel erhöhen – wer bitte außer ihr, könnte das schaffen?

Wir hatten gestern einen weiteren Termin zum Feinultraschall, um ihr Herzchen nochmal anzuschauen. Beide sind wir mit einem komischen Gefühl hin, aber mit großer Erleichterung zurückgekommen. Der Herzfehler ist natürlich leider immer noch da. Irgendwie habe ich im Hinterkopf immer wieder gedacht, es handele sich vielleicht tatsächlich einfach nur um eine Fehldiagnose und der Arzt fährt dieses mal suchend über den Bauch, immer wieder hin und her und entdeckt nichts weiter als ein kräftiges, zusammenhängendes, gesundes kleines Herz. Und dann versichern wir ihm, dass wir wegen der Fehldiagnose nicht böse sind, gehen etwas essen und ich sage: „Ich hatte es ja gleich im Gefühl, dass alles in Ordnung ist. Dass die sich irren war doch klar“.

Naja, so war es leider nicht.

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Dafür haben sich aber auch die vielen beängstigenden Bilder, die ich im Hinterkopf hatte, nicht bewahrheitet. Keine weiteren „Fehler“ an Ronja erkennbar, sie gedeiht prächtig, hat ausreichend Fruchtwasser um sich und hat mir für ihr Wachstum scheinbar einiges an Eisen weggenommen, so dass ich jetzt oft müde bin. Aber das ist nicht schlimm, das darf sie.  Das Herzfehler selbst sieht weiterhin schön „normgerecht“ aus und entspricht bis jetzt voll und ganz dem, was man sich von einem so gearteten und diagnostizierten Herzfehler nur wünschen kann.

Weiter hat sich die Zeit nach der Geburt für uns etwas geklärt.

Die Schwangerschaft wird, wie es aussieht, weiterhin ganz normal verlaufen und es spricht auch erstmal nichts gegen eine natürliche Geburt. Ronja soll so lange „drin bleiben“ dürfen wie sie möchte und selbst entscheiden, wann sie bereit ist für die Welt. Auch auf der Welt angekommen, braucht sie wahrscheinlich erstmal keine Hilfe. Trotzdem wird man sie mir aber ziemlich bald nach der Geburt wegnehmen und auf die Kinderstation bringen, um das Herz dort genauer anzuschauen, zu untersuchen und zu überwachen. Ziemlicher Stress, armes Baby. Umso wichtiger, dass sie selbst entscheiden darf, ab wann sie dazu bereit ist. Ich werde wohl nicht sofort mit ihr mitgehen können, das muss Matthias dann übernehmen. Er wird auf sie aufpassen und sie kuscheln und Haut an Haut legen. Er hat zwar keine Milch, aber davon habe ich in den ersten zwei Tagen ja auch nicht viel. Und kennen tut Ronja ihn genauso gut wie mich. Naja, fast genauso.

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Wir werden dann sehen, wann wir nach Hause können. Das hängt auch davon ab, wie es mit dem Stillen und Zunehmen funktioniert.

Es kann nämlich sein, dass Ronja, wie viele Kinder mit Down Syndrom, noch nicht geschickt genug ist, um zu saugen und selbständig genug zu trinken. Möglich, dass sie ganz allgemein mit geringer Körperspannung auf die Welt kommt, Trinken aber ist anstrengend und braucht einiges an Feinmotorik.
Zusätzlich kann auch das schwache Herz ihr das Trinken schwer machen. Schon herzgesunde Babies verwenden all ihr Energie aufs Trinken und Schlafen. Mit einem offenen Herzen wie ihrem kann es passieren, dass Ronja vor Erschöpfung schläfrig wird, noch bevor sie genug trinken konnte.

Aber auch das muss nicht so sein und auch das gilt es abzuwarten.

Falls sie tatsächlich nicht richtig trinken kann gibt es viele Möglichkeiten, sie zu unterstützen.

Sei es durch die richtige Körperposition beim Anlegen, durch bestimmte Griffe, um Kopf und Zunge da zu halten, wo sie sein sollen, oder indem ich ihr die Milch unterstützend ein bisschen entgegendrücke, so dass sie weniger saugen und dafür eher Milch lecken, bzw. nur schlucken muss. Ich kann sie auch anlegen und die Milch, die sie zusätzlich bräuchte, abpumpen und per Fläschchen oder Pipette zufüttern. Was das angeht, gibt es unzählige Systeme und Möglichkeiten. Sogar, wenn sie eine Magensonde bekommen muss, kann sie über diese Muttermilch erhalten.

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Ich brauche das Wissen um all diese möglichen Probleme und Lösungen vor allem, um gelassen zu werden in Bezug auf all das, was in der Stillzeit vielleicht sein könnte.

Es ist ganz wichtig für Ronja, dass sie Muttermilch bekommt, egal wie, da diese ihr den Immunschutz gibt, den sie so dringend braucht. Es ist auch wichtig, dass ich sie immer wieder anlege, egal wie „effizient“ das für uns beide ist. Denn erstens gibt ihr das ganz viel Liebe und Geborgenheit, zweitens trainiert es die Feinmotorik von Mund und Zunge und hilft ihr so später beim Sprechen und Sich-Artikulieren und drittens verlernt sie das Stillen so nicht. Das ist wichtig für später, wenn sie kräftiger ist und das Saugen ihr leichter fällt.

Aber, und das ist das Allerwichtigste, vor allem braucht sie Eltern die ihr Kraft geben. Eltern, die selbst bei Kräften und für sie da sind. Wenn Ronja gar nicht stillen kann, wenn sie Ersatznahrung braucht, wenn alles noch ganz anders wird als vorgestellt, dann habe vor allem ich damit zu tun, dass meine Vorstellungen torpediert werden, nicht Ronja. Auch ohne Stillen ist Nähe möglich, auch ohne Muttermilch kann sie wachsen. Und das mit dem Wachsen macht sie ja schon jetzt sehr gut.

Wir machen das schon. Ziemlich sicher ist, dass das Stillen und Trinken in den ersten Wochen nach der Geburt unsere gemeinsame Zeit weitgehend ausfüllen wird, noch mehr als bei anderen Babies, denn Ronja soll alle Zeit und Geduld bekommen, die sie braucht.

Erstmal freuen wir uns über 210 Gramm in 2 Wochen und auf unser Baby.
Seit Donnerstag ist strahlender Sonnenschein, da haben wir heute ein paar Fotos von Baby und mir beim Spaziergang gemacht.

 

 

Ein Gedanke zu „210 Gramm!

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