Wir waren heute in Erlangen zum Aufklärungsgespräch über die bevorstehende Herz-OP. Ronja hat das große Glück, von einem der derzeit besten Kinderherzchirurgen operiert zu werden.
Ich war recht lange unsicher, ob statt Erlangen nicht doch das Herzzentrum in München vielleicht die bessere Adresse wäre. Auch deshalb, weil mir Erlangen bei den ersten Voruntersuchungen, die wir dort absolviert haben, recht anonym vorkam. Mir war es aber ganz wichtig, dort einen Ansprechpartner zu haben.
Dem Menschen, der Ronja operieren wird, wollte ich die Hand schütteln und ihm in die Augen schauen können, bevor ich ihm mein Kind überlasse.
Zunächst schien dies in Erlangen nicht so leicht möglich.
Nun hat es sich aber doch ergeben, dass der Professor, der operieren wird, selbst auch das Aufklärungsgespräch geführt hat. Wir vertrauen ihm sehr. Er war lieb zu Ronja und Ronja hat ihn gleich zur Begrüßung angelächelt. Und er hat uns gesagt, dass der 4. Dezember der Tag ist, an dem Ronja gesund gemacht wird. Nicht der Tag der OP, sondern der Tag der Heilung. Das ist eine tolle Sichtweise und ein großes Versprechen. Genau die Art von Menschlichkeit, die mir vorher ein wenig gefehlt hat.
Neben dem Emotionalen haben wir aber auch endlich eine ganze Menge über die OP selbst und das „drumherum“ erfahren.
Im Idealfall wird es folgendermaßen ablaufen: Freitag, 30. November, Voruntersuchungen im Krankenhaus, danach nach Hause. Montag, 3. Dezember, Aufnahme ins Krankenhaus, Zugang legen, Formalitäten erledigen. Dienstag, 4. Dezember, 7:30 Uhr, Beginn der Narkose bei Ronja. Ca. 3-stündige OP am offenen Herzen, d.h. an der Herz-Lungenmaschine. Es wird der Brustkorb und das Herz geöffnet, die Löcher im Herzen zugenäht und aus einer Herzklappe werden zwei gebastelt. Direkt im Anschluss an die OP Anruf bei uns, mit vorläufigem Bericht, wie es gelaufen ist. Anschließend OP-Nachsorge und Einzug Ronjas auf der Intensivstation. Ca. 14 Uhr können wir zu ihr.
Am ersten Tag auf der Intensivstation wird Ronja beatmet, schläft noch und hat eine Magensonde. Schon am zweiten Tag aber kann sich das ändern. Verlegung von Intensiv- auf Normalstation im Normalfall nach 2-3 Tagen. Verbleib auf der Normalstation weitere 5,6 Tage, dann Entlassung. Gesamtaufenthaltsdauer (ohne Komplikationen): 7-10 Tage. Babys regenerieren sich laut Professor unglaublich schnell.
Natürlich gibt es viele Ungewissheiten. Wie gut sich Ronjas Herz flicken lässt, weiß man mit Sicherheit erst dann, wenn sie auf dem OP-Tisch liegt, denn auch der beste Diagnostiker kann sich anhand der Ultraschallbilder täuschen.
Es kann sein, dass es nicht gelingt, alles in einer OP abschließend heil zu machen. Möglich auch, dass geringe Undichtigkeiten verbleiben, die Ronja nicht beeinträchtigen. Oder aber, dass Ronja nach einiger Zeit noch einmal nachoperiert werden muss. Außerdem kann der Lungenhochdruck in der Zeit direkt nach der OP ernsthafte Probleme machen.
In den Wochen oder Monaten danach sollte sich der Hochdruck dann eigentlich reduzieren. Tut er das nicht, wurde der Lungenhochdruck nicht durch den Herzfehler verursacht, sondern durch Probleme in der Lunge selbst. Das wäre dann die nächste schlimme Baustelle. Aber davon gehen wir erstmal nicht aus und reden deswegen auch nicht weiter darüber.
Mortalitätsrate in dem Krankenhaus mit dem Chirurgen bei der OP: gleich null. Schlimme Komplikationen während der OP: treten fast nie auf.
Seltsam, wie leicht mir die Abschätzung von „Mortalitätsraten“ gerade fällt. Tatsächlich sind sowohl Matthias als auch ich momentan recht abgeklärt und zuversichtlich. Mal sehen, wie lange das so bleibt. Vermutlich ändert sich das spätestens dann, wenn wir Ronja am OP abgeben müssen. Aber das sehen wir dann, wenn es so weit ist.
Alles zu seiner Zeit.
Alles wird gut.
„Schritt – Atemzug – Besenstrich“.
Das Mantra von Beppo Straßenkehrer.
Ihr liebevollen und tapferen Eltern , ich hab es ja schon zu Matthias gesagt, der 4.12. Das ist mein Geburtstag, ein sehr guter Tag an dem ich all die Liebe, Energie und guten Wünsche die ich bekomme einfach weiter zu eurem kleinen Schatz schicke. Ich bin ganz sicher dass alles gut wird.
In der Publik Forum bin ich neugierig auf deinen Blog geworden liebe Gundula. Habe aber erst jetzt die Zeit gefunden um darin zu lesen.
Ich habe große Achtung vor deinem Mut und deinem Vertrauen, dass es nichts Schlimmes geben kann, wenn man einem kleinen menschlichen Wesen das Leben schenkt. Habe selbst drei Kinder, die mir bereits acht Enkel geschenkt haben und mein Leben lebenswert gemacht haben.
Für die bevorstehende OP deiner kleinen süßen Ronja bitte ich Gott um seinen Beistand für Ronja, dich und deinem Mann sowie die Ärzte und Schwestern. Alles Gute und Gott segne euch!