Tatsächlich – Baby hat sein eigenes Tempo.
Wir bleiben noch mindestens das Wochenende über auf Station, denn Ronja braucht nach wie vor Sauerstoff. Zwischendurch testen wir immer mal wieder, wie es ohne geht. 30, 45 Minuten lang schafft Ronja es ganz alleine, dann fallen ihre Werte leider nach wie vor ab. Es gibt Alarm auf der ganzen Station, eine Schwester kommt und dreht den Hahn wieder auf. Das Gepiepe, der Monitor, die Werte und die Kabel stressen mich schon lange nicht mehr. Maschinen und Zahlen machen Angst, einfach dadurch, dass sie da sind. Solange das Baby rosig ist, geht es Ronja gut, sagen die Schwestern. Egal, was irgendeine Kurve anzeigt.
Ich kann neuen Schwestern schon erklären, wie wir es mit den Tests handhaben, wann wir welche Kabel üblicherweise abschalten und wann ein Alarm nur Fehlalarm ist, weil Ronja sich ihre Sensoren abgestrampelt hat.
Ronja ist das zufriedenste, glücklichste, fitteste, dickste, gesundeste und natürlich hübscheste und beste Baby auf der ganzen Station. Ihre gesamte Pflege erledige ich und auch bei der morgendlichen Visite gibt es nie etwas zu besprechen, außer: „Geduld“. Und dennoch können wir nach wie vor nicht nach Hause, denn sie hängt am Sauerstoff.
Vor kurzem kam noch einmal der Kardiologe, der Ronja schon an ihrem ersten Lebenstag untersucht hat. Er wollte sicherstellen, dass er bei der Erstuntersuchung nichts übersehen hat, das ihr jetzt diese Probleme bereitet. Ist aber nicht so: Standard AVSD. Muss in einer OP korrigiert werden, die nicht gerade die einfachste ist, hat aber gute Chancen, danach ganz behoben zu sein. Das wussten wir schon und dabei ist es geblieben. Am Herzen kann es eigentlich nicht liegen, dass Ronja noch nicht ohne Sauerstoff auskommt, sagen die Ärzte. Wie gesagt, viele, sonst gesunde Babys haben am Lebensbeginn diese „Anpassungsstörung“. Bei Trisomie 21 kann auch die Anpassung, wie so vieles, einfach etwas länger dauern.
Ich würde sie so gerne mit nach Hause nehmen, denn abgesehen von der Sauerstoffbrille vor ihrer Nase ist sie topfit! Ich würde ihr so gern den Garten zeigen, sie im Tragetuch tragen und wenn sie unruhig ist einfach mit ins Bett legen, aber all das muss leider noch ein bisschen warten.
Ist aber auch nicht so schlimm. Momentan haben Ronja und ich noch ein Zimmer nur für uns beide. So ist es ganz gut auszuhalten. Ich hoffe, dass das so bleibt. Außerdem macht Ronja momentan den Klischees vom „Sonnenscheinkind“ alle Ehre. Sie ist dick und proper und immer glücklich und zufrieden.
Wisst ihr, wie unsere Nacht war?
Um ca. 9 Uhr habe ich mich schlafen gelegt und Ronja und ich haben durchgeschlafen bis ein Uhr. Da hat sie Hunger bekommen. Stillen braucht bei Ronja viel Zeit und Ruhe, denn sie macht immer mal Pausen, trinkt dazwischen aber sehr konzentriert und gründlich. Gegen 02:30 Uhr war die Still- und Wickelprozedur beendet und ich habe weiter geschlafen bis 06:00, aufgeweckt durch Ronjas hungriges Schmatzen. Ziemlich erholt fühle ich mich und Baby liegt dick, rosig und zufrieden in ihrem Bett.
Es geht uns gut! Nur noch der Sauerstoff und die Klinik stören etwas. Wird schon!
Vielen Dank für all die guten Wünsche, die wir mittlerweile bekommen haben. Ich habe es noch nicht geschafft, alle zu beantworten, freue mich aber unglaublich. Es ist so schön zu wissen, wie willkommen Ronja ist!