Ronja ist nicht behindert. Absolut nicht. In keinster Weise.
Ronja ist das perfekteste Wesen, das wir uns vorstellen können. Alles, was ein Baby können muss, das kann Ronja ganz großartig: Sie trinkt an der Brust mit einer besitzergreifenden Selbstverständlichkeit, die mich jedes mal auf neue tief ins Herz trifft, wenn ich sie beobachte. Sie macht mit großer Anstrengung und Regelmäßigkeit ihre Windeln voll – besonders gern, wenn sie ganz frisch sind – und sie schläft tief und fest wie ein Engel.
Ronja ist nicht nur nicht behindert, sie ist auch ganz besonders gesegnet.
Es ist da eine Ruhe, Zufriedenheit und Glückseligkeit die sie ausstrahlt, welche auch auf uns abfärbt und uns immer wieder aufs neue mit tiefem Glück erfüllt. Mit jeder Faser ihres Wesens zeigt Ronja uns, wie glücklich und dankbar sie ist, auf dieser Welt zu sein. Sie schaut uns mit großen, wissenden Augen an, wenn wir sie herumtragen. Sie fängt ganz aufgeregt an zu atmen, wenn Matthias nach Hause kommt und sie seine Stimme hört. Sie lauscht andächtig der Musik, die wir für sie anmachen (sie liebt „klassische“ Klassik: Haydn, Mozart, Bach…). Sie hat eine unglaubliche Geduld mit mir, wenn sie hungrig ist. Anstatt zu weinen oder zu schreien liegt Ronja einfach da, zappelt ein bisschen und schmatzt vor sich hin, bis ich endlich zu ihr komme.
Ronja schreit nicht! Keine 5 Minuten am Tag!
Sie könnte schon, das haben wir im Krankenhaus erlebt, aber sie hält es anscheinend nur im Ausnahmefall für nötig.
Heute morgen habe ich im Radio eine Sendung über „Elternglück“ gehört. Es ging darum, dass dieses in den ersten Monaten nach der Geburt eines Babys oft massiv nachlässt, da viele werdenden Eltern es sich mit Baby deutlich einfacher vorstellen, als es dann tatsächlich ist.
Nun, bei uns ist es genau andersherum. Wir haben einen Engel zur Tochter bekommen, um den uns viele, viele Eltern eines „gesunden“ Kindes in mancherlei Beziehung nur beneiden können. Im Krankenhaus habe ich das bereits erlebt. Ronja mit ihrem Herzfehler, mit ihrer Trisomie, war das pflegeleichteste Baby auf der Station. In fast jedem kurzen Austausch mit anderen Müttern haben diese geseufzt und mir bestätigt, wie leicht ich es doch mit Ronja habe.
Es gibt so viel zu berichten von unserem Leben und von all den zauberhaften Momenten mit Ronja. All diese Geschichten möchte ich auch nach und nach erzählen. Nur hat keine dieser Geschichten mit ihrer „Behinderung“ zu tun, denn diese existiert momentan nicht für uns.
Wenn wir nur vorher gewusst hätten, welch ein Geschenk wir bekommen! Wie viele Sorgen, wieviele Tränen hätten wir uns sparen können!
Ronja ist in der Pfingstzeit zur Welt gekommen. Für mich ist Ronjas Geschichte die Pfingstbotschaft, die dieses Jahr verbreitet werden muss: „Seht her, so wundervoll kann es sein! So sehr lohnt es sich zu lieben und dem Schicksal und unserem Kind zu vertrauen. Liebe Eltern, liebe Mütter, bitte glaubt nicht all das Negative, das ihr über das Down Syndrom hört oder vielleicht glaubt zu wissen. Vieles davon ist veraltet und so voller Vorurteile. Bitte glaubt an Geschichten wie die Geschichte Ronjas und habt Vertrauen in das unglaubliche Geschenk, das eure Kinder sind.“
Erzählt unsere Geschichte weiter! Erzählt sie allen, die sie hören möchten und denen, die sie nicht hören möchten ganz besonders.
Übrigens ist nicht nur Ronjas Geschichte so ganz anders, als erwartet oder befürchtet. Ganz viele andere Eltern haben mir in der Schwangerschaft Mut gemacht mit ihren Berichten, die durchweg einfach so viel schöner waren als alles, was ich über das Down Syndrom gelesen habe. Es würde mich freuen, wenn ich in Zukunft auch einige dieser Eltern hier zu Wort kommen lassen darf.
„Ist es gut, bereits in der Schwangerschaft von der Trisomie zu wissen?“
Auch zu dieser Frage gibt es von Mutter zu Mutter ganz unterschiedliche Ansichten und Erlebnisse. Gern würde ich ein paar dieser Antworten in Zukunft hier vorstellen. Wenn Ronja mir Zeit lässt. Und wenn ihr „Betroffenen“ mitmachen mögt. Ich werde nochmal einen Aufruf starten.